Milchkrautwanzen (Oncopeltus fasciatus) sind nicht nur wunderschöne Schauinsekten, sondern etliche beliebte Terrarientiere haben sie auch „zum Fressen gern“. Viele Pfeilgiftfrösche beispielsweise lieben die jungen Stadien dieser Wanzen, aber auch andere Amphibien, einige Echsen und Wirbellose wie Springspinnen, andere Spinnen und Gottesanbeterinnen fressen sie gern.
Die Zucht ist total einfach – wie ihr Milchkrautwanzen ohne viel Aufwand erfolgreich halten und in großer Zahl vermehren könnt, das verraten wir euch hier – und wer sich das Ganze dann noch ausführlich in Form eines unterhaltsamen Videos ansehen möchte, für den haben wir am Schluss des Beitrags einen super Tipp!

Abwechslung ist Pflicht

In der Natur steht insektenfressenden Tieren eine unglaublich breite Palette an Beutetieren zur Verfügung. Im Gegensatz dazu behelfen wir uns in der Terraristik mit einer recht überschaubaren Auswahl an Futtertieren, etwa Heimchen, Grillen, Schaben, Heuschrecken oder Ofenfischchen. Umso wichtiger ist es, für Abwechslung zu sorgen und auch einmal etwas Neues auszuprobieren – und genau hier kommt der Star dieses Beitrags in Spiel, die Milchkrautwanze!

Eine Amerikanerin mit speziellem Geschmack

Die Milchkrautwanze bewohnt ein gewaltiges Verbreitungsgebiet, das von Costa Rica in Mittelamerika über Mexiko und die Karibik bis in den Süden Kanadas reicht. Hier leben die Tiere auf Wiesen oder auch an bewachsenen Straßenrändern.

Wichtig ist, dass dort ihre Nahrung wächst, die giftigen Seidenpflanzen (Asclepias spp.). Die tagaktiven, sehr geselligen Wanzen stechen die Samen dieser Pflanzen an und injizieren über ihr langes Rostrum Speichel, um die gelöste Nahrung dann einzusaugen. Wasser schlürfen diese Insekten aus jungen Pflanzenteilen oder anderen Wasserquellen.

Und die Haltung? Total einfach!

Für die Zucht dieser wunderschönen Tiere eignen sich BraPlast Dosen oder ähnliche Dosen von 20 x 20 x 20 cm. In größeren Behältern laufen die Ansätze jedoch stabiler und mit weniger Arbeitsaufwand. Dafür eignen sich beispielsweise 40, 50 oder 60 cm lange Haushaltsboxen, die allerdings einen dicht schließenden Deckel aufweisen müssen. Auch transparente Rechteckeimer von 40 x 20 x 20 cm sind eine gute Unterbringungsmöglichkeit.  Den Großteil des Deckels schneidet man aus und klebt als Lüftungsfläche feinmaschige Edelstahlgaze oder die preisgünstigere Pollengaze in Schwarz ein.

Viel Einrichtung braucht es für einen zweckmäßigen Ansatz nicht: Saubere Eierkartons dienen als Fläche zum Ruhen, Umherlaufen und für die Häutungen.

Sind Einrichtung und Behälter nach einiger Zeit aufgrund der öligen Ausscheidungen der Wanzen verschmutzt, setzt man die Tiere einfach in eine vorbereitete frische Box um und reinigt die alte.
Im Behälter sollte ein Temperaturgefälle herrschen, mit 25–30 °C am warmen Ende.

Übrigens: Die Tiere können an glatten Wänden entlanglaufen, selbst an Glas, sind aber nicht besonders schnell, sodass Arbeiten an den Boxen kein Problem sind.

Power-Futter

Keine Sorge, ihr braucht die Tiere nicht mit den giftigen Samen der Seidenpflanzen zu versorgen. Eine Fütterung allein mit geschälten Sonnenblumenkernen reicht völlig aus. Ihr bekommt dieses Futter im Gartencenter als Vogelfutter oder auch für den menschlichen Verzehr im Super- oder Biomarkt. Die Samen werden einfach über die Eierkartons verstreut, alternativ könnt ihr sie auch in Döschen oder Schälchen anbieten. Bei Bedarf wird einfach nachgefüttert.

Wasser ist wichtig!

Milchkrautwanzen brauchen viel Wasser, das ihnen daher immer zur Verfügung stehen muss – beispielsweise in einem kleinen Schälchen, das mit einem Schwamm oder Watte ausgefüllt ist, sodass die Wanzen nicht ertrinken können, oder in einer Dochttränke, wie ihr es hier seht:

Reichlich Nachwuchs

Damit die Wanzen ihre Eier ablegen können, legt ihr Wattebäusche oder geöffnete Wattepads in die Behälter. Frische Eier sind gelblich, ältere werden immer dunkler orange. Bis zum Schlupf der Nymphen dauert es etwa 5–8 Tage. Wenn ihr die Wanzen nach Größenklassen getrennt halten möchtet, entnehmt einfach die Wattebäusche oder -pads mit bereits dunkleren Eiern und bringt sie in separaten Boxen unter.

Die Nymphen durchlaufen fünf Stadien und werden dabei den erwachsenen Tieren immer ähnlicher. Insgesamt dauert der Lebenszyklus inklusive der Entwicklung im Ei rund zwei Monate. Nymphen könnt ihr genau wie die adulten Tiere halten.

Ganz besonders Futtertiere

Manche Terrarientiere mögen vor allem die adulten Milchkrautwanzen nicht, aber viele lieben sowohl die Nymphenstadien als auch die Imagines, also die geschlechtsreifen Wanzen, darunter verschiedene Arten Frösche, Kröten, Geckos, Spinnen und Gottesanbeterinnen.

Dass die ersten Nymphenstadien extrem winzig sind, viel kleiner als Kleine Fruchtfliegen, macht sie als Aufzuchtfutter für kleinste Terrarientier-Nachzuchten ideal.

Einfach mal ausprobieren!

Die attraktiv rot-schwarzen Milchkrautwanzen sind ein toller Blickfang als Schauinsekt. Da sie so einfach zu halten und so leicht zu vermehren sind, ist aber auch eine effektive Futtertierzucht mit dieser Art eine super Sache. Versucht es doch einfach mal selbst!
Einen richtig ausführlichen Artikel mit vielen spannenden Infos rund um diese faszinierenden Tiere findet ihr übrigens hier.

Und ein cooles Video mit vielen Tipps und Tricks haben wir auch für euch auf Lager – darin könnt ihr unter anderem auch sehen, wie sich Frösche die Wanzen schmecken lassen!

Alle Fotos: Kriton Kunz